Moin Leser*in!
Ups, schon wieder Mittwoch. Also… ich habe dieses Semester Sachen belegt, die interessant sind – sogar Veranstaltungen, die mit praktischem Unterrichten zu tun haben – und Sachen, die ich noch abschließen muss… und es ist insgesamt mehr zu tun als gedacht, neben meinen Nebenjobs (u.a. Nachhilfe).
Vor allem Genetik ist doch viel schwerer als gedacht, weil es auch viel um die Genetik von Mikroorganismen geht – u.a. Pilzen wie Schimmel und generell auch sehr viel Biochemie in der Vorlesung steckt. Die Stoffmenge pro Woche ist größer als gedacht und für mich schwerer zu begreifen als gedacht. Schade. Was jetzt? Ich versuche dran zu bleiben und mich nicht zu sehr stressen zu lassen. Am Ende passt es meistens doch immer, auch wenn man während des Semesters nicht alles geschafft hat, was man für das Bestehen der Prüfung als notwendig erachtet hat. Und im Zweifelsfall kann man auch eine Klausur im Zweitversuch bestehen…. Alles kein Drama. (Ja, das ist genau das Mantra in meinem Kopf.)
Ich habe angefangen morgens hin und wieder 15-30 Minuten zu schreiben, wenn der Tag das her gibt – Was schreibe ich? Ich probiere mich an der Idee von einem Mädchen, das gefährliche, aggressive übernatürliche Kräfte entwickelt und schließlich denke ich an eine Art Fantasy-Uni mit Aspekten von Uni-Leben wie ich das erlebt habe…
Ich stecke die ganze Zeit am Anfang, lasse mir damit aber auch Zeit. Also momentan versuche ich den Charakter zu etablieren, die aktuelle Welt und die Probleme aufzuzeigen und vorauszudeuten wo es hingehen soll…
Die Geschichte soll aus meiner Sicht besser werden als die davor. Was heißt hier „besser“?
Eines der größten Probleme für mich ist, die Protagonistin für Leser*innen emotional zugänglich zu machen – so dass es die Leser*innen auch interessiert, was mit der Protagonistin geschieht. So dass es Leser*innen interssiert ob sie ihre Ziele erreicht etc.
Und zweitens habe ich normalerweise das Problem, dass Leser*innen den roten Faden nicht unbedingt sehen. Also lasse ich mir Zeit, versuche verschiedene Anfänge… und generell liegt meine Priorität momentan auf Uni und Arbeit, also gärt diese Geschichte mit ihren Anfängen vor sich hin wie Wein, der reift.
Genereller Status:
So viele to dos, so begrenzte Zeit.
Schreib mir gern deine Meinung
Bis dann
Gedankenpilze
Aktueller Anfang:
(Geschichte „Giddy“ (Arbeitstitel))
Prolog
Was wirklich beunruhigend war, war das dunkle Gefühl im Magen. Da saß es und streckte seine Tentakel aus. Vergiftete den Blick und das Leben.
Noch vor einem Jahr hätte Giddy gedacht, dass sie das dunkle Gefühl zusammen mit ihrem Heimatort zurücklassen könnte. Wenn sie endlich ihren Schulabschluss hätte und endlich wegziehen könnte und endlich alles anders und neu machen würde. Wenn, endlich, hätte, könnte. Zukunftsfantasien. Heute war sie nicht mehr so sicher.
Der Verdacht, dass das dunkle Gefühl nicht mehr von außen kam, schob sich vor ihre Hoffnungen. So kurz vor dem Ziel. Die Abiturprüfungen standen bevor – und danach würde sie wegziehen und nie wieder zurückschauen.
Das alles war lange bevor das Gefühl zur verzerrten Monstrosität mutierte.
Davon war Giddy noch Monate entfernt. Jetzt waren ihre Sorgen psychologischer, metaphorischer Natur.
Erstes Kapitel: Potential
Sie setzte sich gehorsam an den kleinen Tisch im dunklen Esszimmer und legte die Hände an der Tischkante ab. Laut Oma war es die einzig richtige Art am Esstisch zu sitzen. Nicht die Ellenbogen aufstützen, nicht die Hände in den Schoß legen. Ihre Oma stellte ihr einen Teller mit Schwarzbrot vor die Nase und dazu Butter und Käse. Als wäre sie noch ein Kind. Aber insgeheim freute sich Giddy über diese Geste, hinter der sich die Zuneigung versteckte, die sie so selten zu spüren bekam. Wenn sie auch nirgendwo sonst reinpasste, wollte sie wenigstens bei ihrer Oma das Gefühl haben, es gut zu machen.
„Gerda, kommst du nach dem Test wieder zurück?“
Giddy schüttelte den Kopf unter dem wachsamen Blick ihrer Oma und kaute den ersten würzigen Bissen so schnell sie konnte. „Ich muss meine Mails checken, ob eine Uni mir geschrieben hat.“ Wenn es in diesem Haus einen Computer und einen Internetanschluss gäbe, wäre das gar nicht nötig, aber diesen Hinweis verkniff Giddy sich.
„Du musst für deine Prüfung lernen“, ermahnte Oma sie.
„Ich weiß, ich habe meine Biosachen dabei.“
„Und diese Informationsangelegenheiten, die musst du auch lernen.“
„Informatik, Oma.“
Nach der Schule wollte Giddy Bioinformatik studieren und obwohl der Studiengang nicht zulassungsbeschränkt war, machte ihre Oma sich die ganze Zeit Sorgen über die Noten ihrer Enkelin. Die bedeutend besser gewesen wären, wenn sie sich im Unterricht Mal gemeldet hätte. Aber wieso das nicht ging, hatte ihre Oma nie verstanden und würde es auch nie. Weil sie es nicht einsehen wollte.
Die Kinder in der Schule hassten Giddy. Oder vielleicht war sie auch einfach das beste Opfer, zu dem auch dem letzten Idioten noch ein dummer Spruch oder eine Gemeinheit einfiel.
Nur noch 6-mal in die Schule – zum Potentialtest, zu den drei Leistungskurs-Prüfungen, zu den zwei Prüfungsfächern – und dann konnte sie dieses schreckliche erste Kapitel ihres Lebens hinter sich lassen. Sie würde wegziehen, in eine richtige Stadt und sie würde alles neu machen, alles auf ihre Art.
Das Brot war aufgegessen und bevor Giddy anfangen konnte abzuräumen, stemmte sich Oma bereits am Esstisch hoch, wobei Schmerz über ihr faltiges Gesicht zuckte. Giddy spürte den Klumpen des schlechten Gewissens wieder im Bauch. Wie würde Oma in dem Haus zurechtkommen, wenn Giddy fort war und ihr nicht mehr helfen konnte? Wer würde nach dem Rechten schauen, wenn sie zum Studieren weit weg war?
Zweites Kapitel:
Sie saß in der Schule, obwohl der Unterricht für sie vorbei war. Keine Schulstunden mehr. Keine Klasse, keine Kurse. Die Zeit bis zu den Prüfungen war Giddy zum Lernen freigestellt.
Und für den Potentialtest.
Deshalb saß sie hier – zum Test hatte man sie in die Schule bestellt – in den muffigen Flur mit der kalten Beleuchtung. Einige Stühle von zweien ihrer Klassenkameraden entfernt. Giddys Hände hatten sich um die Biomappe geschlungen und zerdrückten die Pappe und die Blätter darin. Sie versuchte angestrengt, weder an den Potentialtest zu denken noch an die Stimmen der Jungs, die in ihr Ohr krochen.
„Glaubst du, du wirst auserwählt?“
Giddy zog die Schultern höher und starrte auf die Mappe in ihren Händen, bemühte sich die verkrampften Finger zu lösen.
Obwohl das Ärgern über die Jahre immer weniger geworden war, machten Gleichaltrige ihr nach wie vor Angst.
„Man wird nicht ausgewählt, das weißt du doch. Entweder man hat es oder eben nicht.“
Es. Die Gabe. Das Potential etwas Übernatürliches oder – in den Worten ihrer Oma – etwas Unnormales zu erwecken. Giddy hatte es nicht – in ihrer Familie war es noch nie aufgetreten. Alle sagten, dass man es nicht hatte, wenn es nicht in der Familie lag. Also konnte sie es nicht haben. Daran klammerte sie sich.
Vermutlich würde Oma sie verstoßen, wenn der Potentialtest etwas Gegenteiliges sagte. Die Namen der Jungen wurden aufgerufen und als einer von ihnen beim Aufstehen in Giddys Richtung sah, zuckte sie zusammen.
„Waschlappen wird bestimmt nicht auserwählt“, hörte sie ihn noch sagen, bevor er im Untersuchungszimmer verschwand.
Waschlappen. Wenn Giddy ihre Prüfungen bestand, würde sie weit wegziehen. Sie würde sich einen Job suchen. Dann hätte sie Geld für normale Kleidung. Neue Kleidung. Und wäre diesen Spitznamen los. Die Jungs waren im Raum verschwunden und Giddys Schultern sackten automatisch einige Zentimeter nach unten. Waschlappen. Wie sie diesen Namen hasste.
Oma hatte Giddy großgezogen, seit sie ein kleines Mädchen gewesen war. Und da die alten Sachen von Giddys Mutter noch in Kisten auf dem Dachboden lagerten, hatte Oma keinen Grund dafür gesehen, ihrer Enkelin etwas Neues zu kaufen. Das Leben war teuer genug, wie Oma zu sagen pflegte. Dass es auch für ein Kind mit besseren sozialen Fähigkeiten schwierig gewesen wäre, sich trotz dieser Optik zu integrieren, sah Oma nicht ein.
Und Giddy hatte kaum soziale Fähigkeiten, wie sie selbst bemerkt hatte. Über die Jahre hinweg war es ihr schmerzlich bewusst geworden. Wenn ihre Mitschüler mit ihr sprachen, sagte sie immer das Falsche. Das konnte sie an der Reaktion sehen – an den Blicken, dem Getuschel.
Dazu kamen mehr Umstände, die sie von den anderen Schülern unterschied: Giddy war die Einzige, die kein Smartphone besaß und zu Hause keinen Internetanschluss hatte. Die Leute an ihrer kleinen Schule fanden sie komisch und nannten sie seit der fünften Klasse Waschlappen, wenn nicht gar Schlimmeres.
Die Jungs kamen aus dem Untersuchungszimmer und sahen enttäuscht aus. Offenbar hatten sie es nicht. Für die anderen war das Potential etwas Abenteuerliches. Etwas Berauschendes, Undurchsichtiges. Etwas, das sie aus dem langweiligen Dorf- und Kleinstadtleben reißen könnte. Für Giddy war es eine Bedrohung – es womöglich zu haben, bedrohte den Kontakt zu dem einzigen Menschen, den sie mochte und von dem sie gemocht wurde: ihrer Oma.
„Gerda Fuchs?“
Giddy sah auf und ging zu der Ärztin, die wie jedes Jahr die Schüler des Abiturjahrgangs testete. Giddy kannte sie, denn sie war die einzige Hausärztin im Umkreis.
Sie betrat den leeren Klassenraum, setzte sich auf den bereitgestellten Stuhl vor der Tafel und schob den ausgewaschenen Ärmel ihres zu großen Pullis hoch. Ein Band wurde um ihre blasse Haut gelegt und zugezogen, bis es das Blut abdrückte. „Gab es in deiner Familie schon Potentielle?“