Studium, Germanistik

Moin Leser

Ich finde das Germanistik-Studium reichlich merkwürdig.

In den ersten beiden Semestern hatten wir eine breite Palette an Basiswissen, das jeder lernen sollte und das in Klausuren abgefragt wurde. Dabei wurde zu gleichen Teilen wert gelegt auf Linguistik, Literaturwissenschaft und Mediävistik.

Darauf folgten zwei Semester in denen Seminare belegt und Hausarbeiten geschrieben wurden – wieder in allen 3 Bereichen.

Darauf folgten zwei Semester, in denen eine Hausarbeit und zwei unbenotete Vorträge als Prüfung dienen.

Mal abgesehen von den ersten beiden Semestern finde ich mich in der Erarbeitung von extrem spezifischem Spezialwissen (bewusst doppelt gemoppelt formuliert) wieder, bei dem ich mir relativ sicher bin, es als Deutschlehrerin nicht gebrauchen zu können. Von Linguistik Mal abgesehen – darin lerne ich gefühlt „aus Versehen“ etwas über traditionelle Grammatik und vieles das nebenbei darauf hindeutet, wieso es beim Lernen von Deutsch zu bestimmten Problemen kommt. Habe ich auch nur durch die Nachhilfe gemerkt, die ich gebe. Aber die meiste Zeit in allen drei Säulen (Linguistik, Mediävistik, Literaturwissenschaft) habe ich das Gefühl nichts NÜTZLICHES zu lernen und das wurmt mich.

Diese Zeilen tippe ich, während ich in der Bibliothek im Corona Notbetrieb sitze

…und versuche herauszufinden, was ich über ein aus Märchen entliehenes Motiv erzählen könnte, weil ich nicht weiß, worüber ich bei meinem Vortrag reden soll. Was ich finde ist interessant, passt aber eher schlecht als Recht zu meinem Thema und ich drifte gleichzeitig von meinem Thema immer weiter ab…

Weitere Merkwürdigkeiten meines Studiums: Es gibt immer wieder Vorlesungen, die ich besuchen soll, für die aber keine Prüfung vorgesehen ist. Ergo wird nie jemand wissen, ob ich sie gehört habe oder nicht. Gleiches gilt für gegebene Leselisten, die ich nebenbei abarbeiten soll, auf die in Veranstaltungen aber nie Bezug genommen wird und die nie geprüft werden.

Mir wäre das als Dozentin ja zu blöd so eine Vorlesung ohne Prüfung zu halten, weil dadurch eine schnell extrem schrumpfende Zuhörer*innenschaft vorprogrammiert ist.

Das war jetzt viel Gejammer. Was gefällt mir denn am Germanistikstudium?

Dass ich lauter interessante Sachen lerne und immer wieder inspiriert werde und merke, dass ich mich geistig weiterentwickle – wenn ich vergleiche wie ich jeweils vor einem Jahr noch über Texte/deutsche Sprache gedacht habe usw.

Also – immer wieder spüre ich den Sog der Faszination, weil ich Vieles von dem, was mir gelehrt wird, wirklich interessant finde. Außerdem mag ich die (leider auch dank Corona selten gewordene) Atmosphäre in einer Bibliothek alte Bücher / Gedanken zu wälzen. Ich genieße irgendwo auch die Freiheit bei Hausarbeiten und Vorträgen, mich zu Themen zu belesen, die mich ansprechen. Auch wenn ich leider oft das Gefühl habe, dass mir das für meine Zukunft nichts nützen wird. Aber die Atmosphäre dabei (v.a. in der Bib sitzend) ist toll und inspirierend. Und auch die Freiheit meinem eigenen Interesse nachzugehen.

Hast du dazu Meinungen, Erfahrungen? Schreib es in die Kommentare!

Bis dann

Gedankenpilze

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