Kap 7-II: Der Zauberberg, Zusammenfassung und Leseeindrücke

Moin Leser

Was bisher geschah in aller Kürze:

Hans Castorp reist um 1900 für „3 Wochen“ ins Lungensanatorium Berghof, um dort seinen Vetter Joachim Ziemßen zu besuchen.

Das Sanatorium ist ein Ort, an dem man das Gefühl für die Zeit verliert. Hans wird selbst krank und bleibt länger. Er verliebt sich in Madame Chauchat in der er seine männliche Jugendliebe Pribislav Hippe erkennt. Er lernt den Literaten Settembrini kennen, der philosophisch mit ihm diskutiert.

Chauchat reist ab. Settembrini zieht um und bringt so den nihilistischen Jesuiten Naphta in die Bekanntschaft. Ab da kommt es immer wieder zu philosophisch-politischen Rededuellen, denen Hans beiwohnt. Ein pädagogischer Streit um Hans.

Joachim Ziemßen reist mit halbem ärztlichem Einverständnis ab, weil er schon lange (anderthalb Jahre oder so ähnlich) in Berghof war und endlich beim Militär anfangen will.

Unten verschlimmert sich seine Krankheit, er kommt zurück und stirbt in Berghof.

Chauchat kommt wieder, in Reisebegleitung der Persönlichkeit Mynheer / Pieter Peeperkorn, mit dem sie irgendwie zusammen ist. Peeperkorn ist wie eine Mischung aus Dionysus und Christus.

Chauchat und Hans verbünden sich in Freundschaft. Peeperkorn suizidiert sich mit Schlangengift.

Und nun die Fortsetzung und endlich der letzte Leseeabschnitt:

Der große Stumpfsinn

Behrens meint Hans habe Kokken. Er will das testen (Ausstrich) und die Behandlung dementsprechend ändern.

Hans befällt ein dämonischer Stumpfsinn, der von einem zeit- und somit hoffnungs- und sorglosen Leben herrührt. Dabei tritt der Erzähler mehr in Erscheinung und begutachtet Hans von außen, kennt aber Hans Gedanken und Gefühle. Er interpretiert für die Leserin wie es Hans ergeht (Unsicherheit im Gendern, also einfach mal eine weibliche Form als Allgemeine verwendet, so wie beim Erzähler die männliche).

Hobby-Fotografie erlebt einen Hype, wie das in Berghof periodisch immer wieder auftritt. Ebenso mit dem Briefmarkensammeln und der Schokoladen-feinschmeckerei. Staatsanwalt Paravant versucht sich in der mathematischen Quadratur des Kreises auf manische Art. Ein anderer Patient steigert sich in Altpapier-Finanzfragen hinein. Andere lernen und nutzen die Kunstsprache Esperanto. Hans macht eine Menge Elferpatiencen, bis Settembrini ihn anspricht.

Es geht um Weltpolitik (Balkan-Bündnis scheint zustande zu kommen und Settebrini ist innerlich zerrissen zwischen etwas das damit und Ungarn-Österreich, Russland und Wien zu tun hat (ich bin nicht gut genug in Geschichte, um das zu raffen)). Hans ist jedoch von der Zufallsanalyse einer Elferpatience absorbiert. Settembrinis Aufweckungsversuch scheint aber einen Effekt gehabt zu haben. Hans ist das Problem bewusst und er fürchtet, dass dem Dämon des Stumpfsinns, dem Affengott bald ein Ende mit Schrecken bevorsteht.

Der Kokkenausstrich weist Kokken nach, aber so wenige wie Tuberkulose-Erreger. Es erfolgt eine Streptovakzinkur ohne Erfolg.

Fülle des Wohllauts

Berghof schafft ein elektrisch angetriebenes Grammophon an, was wohl eine Techniksensation ist und Hans verliebt sich in das Ding, entwickelt so eine Art Obsession. Er hat den Schlüssel an sich genommen, so dass andere Patienten nur etwas hören können, wenn sie ihn dazu rufen. Oft hört er auch heimlich bis tief in die Nacht. Eine Oper über Radames und Aida hat es ihm angetan. Vor allem als der zum Tode Verurteilte und die Liebste in einem Kellergrab sitzen. Es wird sehr literarisch über die Musik berichtet (viele Opern) und was das für eine Wirkung auf den Protagonisten hat (nach der Sache mit Radames hat Hans einen Fauntraum (wobei er selbst der Faun ist) und danach noch eine Oper mit verbotener Liebe, diesmal zwischen einem Soldaten und einer „Zigeunerin“). Dann noch etwas französisch-militärisches, das Hans an Joachim erinnert. Und Schuberts „Lindenbaum“. Der Erzähler beleuchtet die Bedeutsamkeit der Liebe als Thema.

Es geht weiter mit dem Thema Tod, zu dem Hans sich hingezogen fühlt. In Verbindung mit dem Thema Liebe.

Fragwürdigstes

Krokowskis Vorträge haben sich in diesem Jahr verändert. Es geht nicht mehr um verkappte Liebesbetätigung, die der Auslöser für Krankheit ist, sondern um alles andere das sich zwischen Okkultem, magischen und der Psychoanalyse befindet (Traumleben, das zweite Gesicht u.ä.).

Nach dieser subtilen Wendung tauchte Ellen Brand auf. Der Erzähler redet von „wir“ (meint er damit sich und die Berghof-Figuren?) und Lesern. Später redet er von „wir“ und scheint damit sich und den Leser zu meinen. Ellen ist eine junge (19), blonde Dänin. Sie hört Stimmen und sieht manchmal Dinge, die andere nicht sehen (unsichtbare Menschen). Oft sagen ihr die Stimmen Dinge, die Ellen von sich aus nicht hätte wissen können sollen. Meistens handelt es sich um die Stimme des ihr wohlbekannten Spirit namens Holger. Krokowski will das untersuchen und verbietet laienhafte Experimente von Seiten anderer. Trotzdem treffen sich die Patienten heimlich mit Ellen zu einer Seance mit Gläserrücken. Holger scheint ihnen dabei zu antworten und tut Kund er sei Dichter gewesen.

Ellen Brand wird noch von Krokowski untersucht und es geschehen übernatürliche Dinge – Sachen werden bewegt, Gestalten vorübergehend sichtbar gemacht usw. Auch Patienten dürfen dabei sein.
Settembrini redet Hans jedoch ins Gewissen und so bleibt dieser eine Weile abstinent. Als jedoch jeder beliebige Verschiedene gerufen werden kann / soll wird er um Joachims willen schwach und geht zu dieser Sitzung mit in Krokowskis Analysezimmer.
Es dauert ewig, Elly ist in einer anstrengend aussehenden Trance. Schließlich kommt Hans auf die Idee die Schallplatte zu spielen bei der er an Joachim denken musste. Tatsächlich erscheint Joachim, in einem Sessel sitzend. Hans bereut dass er nach Joachims Geist hat rufen lassen und beendet die Seance abrupt, wobei er sich gegen Krokowski durchsetzt.

Die große Gereiztheit

Alle in Berghof (Patienten und Mitarbeiter) sind in Streitlaune, was einigen gesundheitlich nicht bekommt. Ein Protokoll über einen Streit, der in Antisemitismus wurzelte und in Ohrfeigen endete, macht die Runde. Settembrini und Naphta werden zusehends kränker und Naphta ist streitlustiger denn je. Er ist für den Krieg, der seiner Meinung nach kommen werde, gegen den Glauben an Naturwissenschaft, geteilter Meinung bezüglich Gerechtigkeit (jedem gerecht werden oder jedem das Gleiche?) und gegen den Sicherheitsstaat. Settembrini hätte es gerne gehabt wenn Hans nichts von Naphtas Ausführungen dazu gehört hätte.
Naphta, Settembrini, Hans, Ferge und Wehsal machen einen Ausflug mit Pferdeschlitten nach Monstein / zum „Kurhaus“. Die Landschaft ist atemberaubend winterlich schön. Naphta hält indirekt erzählte Monologe über Philosophie, die auch heute noch heiß diskutiert werden (so weit ich das beurteilen kann) – es geht um Individualismus, Anarchie, Freiheit… Settembrini und Naphta streiten sich mal richtig (normalerweise ist es ja ein philosophischer Disput), weil Settembrini nicht will dass Naphta mit seinen Worten die Jugend verdirbt. Naphta fordert Settembrini zum Duell und verlässt den Tisch im Kurhaus. Settembrini will das Duell austragen. Alle reisen zurück und Hans erfährt dass Naphta auf Pistolen statt Degen besteht.
Das Duell findet statt. Settembrini ist als erster dran zu schießen und schießt in die Luft. Naphta schreit ihn an (Feigling) und als Naphta an der Reihe ist, schießt Naphta sich selbst in den Kopf und ist sofort tot.

Der Donnerschlag

Es wird zusammenfassend berichtet, eingeleitet damit dass Hans 7 Jahre bei denen da oben war. Teddy wurde erwachsen und starb mit 21. Hofrat Behrens und Mylendonk ignorieren Hans schon fast. Hans hat an jedem Tisch im Speisesaal gesessen, zu letzt am „Schlechten Russentisch“ und diesbezüglich lässt es endlich mal an Russenfeindlichkeit / Rassismus im Allgemeinen fehlen (stattdessen sind eben alle Menschen und an keinem Tisch ist es grundsätzlich besser oder schlechter).
Onkel Tienappel stirbt – Hans bekam ein Schreiben. Da die Bande zu seinem Ziehvater jedoch auf Null gesunken waren (wie ist das eigentlich möglich?) trauert der ‚dreifach verwaiste‘ Hans nicht und er schreibt in einem Brief an die Familie er fahre nicht zur Beerdigung, da er Berghof wegen seiner Krankheit nicht verlassen könne.
Der erste Weltkrieg steht kurz bevor und Hans bekommt nichts mit, bis die ersten Kriegserklärungen fallen. Wie die meisten anderen Patienten flieht er mit dem Zug zurück in Richtung Heimat. Settembrini verabschiedet Hans herzlich und geht davon aus dass Hans nun mit dem deutschen Militär in den Krieg ziehen wird, wobei er das wohl als etwas Gutes betrachtet – den romantisierenden, patriotischen Worten nach.
Absatz und wir sind mitten in einem Gefecht des ersten Weltkrieges. Nur noch halb schöne Worte für ein Gemetzel, in dem Menschenleben nicht mehr zählen. Der Erzähler richtet kurz seinen Blick auf Hans Castorp, der mitten im Strom der beschossenen Soldaten ist. Eine kurze, abschließende Erklärung – die Geschichte sei nicht um Hans willen erzählt worden, denn Hans sei simpel. Es sei eine hermetisch abgeschlossene Geschichte und wir seien nicht daran interessiert zu erzählen / erfahren ob Hans den ersten Weltkrieg überlebt oder nicht.

GANZ KURZE HANDLUNGSZUSAMMENFASSUNG

Der große Stumpfsinn.

Das zeitlose Leben sorgt unter den Patienten für Hypes um bestimmte Hobbys. Hans ist für wichtige Gespräche nicht zu haben sondern spielt nur Elferpatiencen. Behrens untersucht und behandelt Hans auf Kokken ohne Erfolg.

Fülle des Wohllauts

Berghof schafft ein Grammophon an und Hans entwickelt eine Obsession dafür. Hans träumt zur Musik und lauscht Opern über verbotene Liebe und anderes. Thema Liebe, Thema Tod.

Fragwürdigstes

Ellen Berg taucht auf, eine junge Dänin, die Geister zu hören und sehen scheint. Krokowski untersucht das und Joachim wird kurz sichtbar gemacht im Laufe einer langen und anstrengend erscheinenden Seance.

Die große Gereiztheit

Alle sind Streitlustig. Bei einem Ausflug streiten sich Naphta und Settembrini aus philosophischen / pädagogischen Gründen und es kommt zum Duell an dessen Ende Naphta sich selbst erschießt.

Der Donnerschlag

Der erste Weltkrieg bricht aus, die Patienten stürmen in wilder Abreise nach Hause. So auch Hans Castorp – kurze Erzählung aus der Mitte eines Gefechts, in dem Soldaten wenig mehr als Kanonenfutter sind und Hans ist mittendrin.

Schau dir auch gerne die vorherigen Beiträge zum Zauberberg an:

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