Siebentes Kapitel
Moin Leser
Nun also das tatsächlich letzte Kapitel des Zauberbergs. Jedes Kapitel ist in mehrere Abschnitte geteilt und die Kapitel sind sehr lang.
Für eine ganz kurze Handlungszusammenfassung scroll zum Ende dieses Beitrags.
Was geschah bisher?
In aller Kürze: Hans Castorp fuhr ins Lungensanatorium Berghof, um dort seinen Vetter Joachim Ziemßen für „3 Wochen“ zu besuchen. Hans erkrankte selbst und blieb länger. Er verliebte sich in Madame Chauchat, auf die er seine Gefühle für seine männliche Jugendliebe Pribislav Hippe projizierte. Hans traf allerlei Figuren, die ihn beeinflussten. Den Arzt Hofrat Behrens, den Assistenzarzt und Psychoanalytiker Krokowski, die peinlich ungebildete Mitpatientin Frau Stöhr, den italienischen Literaten und Humanisten Settembrini. Zu Beginn des sechsten Kapitels ereigneten sich Veränderungen: Chauchat reiste ab, Settembrini zog um und lernte den nihilistischen Jesuiten Naphta kennen, den er unwillentlich mit Hans und Joachim bekannt machte. Joachim reiste ab um endlich zum Militär zu gehen und kehrte totkrank zurück und starb. Wie lange Hans schon in Berghof ist, ist unklar, aber ich denke es sind 2 Jahre. Während Joachim fort war, ereignete sich der „Schnee“ Abschnitt in dem Hans in einen Schneesturm geriet und fast erfror, wobei er allerlei Gedanken und Phantasterei durchlebte (Blutmahl). Das sechste Kapitel endete mit der Bereitmachung von Joachims Leiche für die Heimreise nach Hamburg.
Bisherige Zusammenfassungen (darunter kommt die aktuelle Zusammenfassung):
Ab hier die aktuelle Zusammenfassung von der ersten Hälft des siebten Kapitels:
Strandspaziergang
Ein kurzer Abschnitt
Der Erzähler berichtet / philosophiert ausführlich über Zeit. Im Allgemeinen, in Verbindung mit Erzählungen, in Verbindung mit dem Zauberberg / Hans Castorp. Das sind interessante Gedanken und er hat recht. Ohne Anhaltspunkte (verschüttete Bergsteiger u. ä.) bemerken wir nicht wie die Zeit vergeht und unsere Einteilungen (Minute, Stunde, Monat, Jahr, morgen, gestern…) sind im Grunde künstlich. Ohne die Einteilungen würden wir Zeit anders oder gar nicht wahrnehmen.
An einem Ort wie Berghof verschwinden die Einteilungen. Der Erzähler bezeichnet den Zauberberg als „Zeitroman“.
Hans hat den Überblick verloren wie viel Zeit schon vergangen ist. Er weiß nicht wie alt er ist, welches Datum ist usw.
Chauchat kommt um eine Adventszeit herum zurück.
Das sind nur allgemeine Angaben, es wird nicht direkt erzählt.
Vor dem Hintergrund der Zeitphilosophie wird von Strandspaziergängen und ihrer Wirkung auf das Zeiterleben erzählt.
–
an dieser Stelle gab es einen Datenverlust – ich versuche also mal zu rekonstruieren:
Strandspraziergang endet damit dass Hans vom Erzähler wegen seinem schlimmen Getändel mit der Ewigkeit kritisiert wird.
Mynheer Peeperkorn
wieder ein kurzer Abschnitt
Der Name des Abschnittes gehört zu einer neuen Figur – einem 60jährigen Holländer mit Herrscher-Persönlichkeit (wird oft betont dass er eine richtige Persönlichkeit sei) und Hang zum Genuss (gutes Essen, Alkohol). Er reiste mit Madame Chauchat an, sie hat ihn mitgebracht. Peeperkorn beendet nie seine Sätze, tut während einiger inhaltsleerer Beiträge aber sehr gewichtig und das beeindruckt die Patienten.
Hans guckt Ferge mit einem Blick an der so etwas sagt wie „Erbärmlicher!“ und Ferge will deshalb bei Spaziergängen nicht mehr Hans‘ Paletot tragen.
Vingt et un
Die Zeit vergeht (2-4Wochen von außen betrachtet, denn Hans hat kein Gefühl mehr für Zeit und schert sich nicht darum). Schließlich sitzt Hans in einem Gesellschaftszimmer und Chauchat spricht ihn an. Sie fragt nach Joachim, ist wütend weil Hans sie unangemessener Weise duzt und hat ihn eindeutig nicht vermisst. Sie mag Settembrini nicht und kennt Naphta noch nicht. Peeperkorn kommt dazu und die 3 berufen eine Spielerunde ein mit anderen Patienten. Allerlei Figuren die man schon kennt. Dazu gibt es reichlich Alkohol und Snacks.
–
Ende der Rekonstruktion, ab jetzt wieder ausschließlich frische Eindrücke: (wir sind immer noch in Vingt et un)
(S. 842-859:)
Das Spiel mit Peeperkorn entwickelt sich anders als gedacht. Er gerät in Hans philosophisch anthropologische Betrachtung (eine Herrschernatur). Mylendonk spricht den „einfachen“ Genüssen stark zu (Gute Speisen und Alkohol) und kritisiert die zu krassen Genüsse als Laster (Zigaretten, Kokain, Haschisch usw) weil man durch sie die einfachen Genüsse nicht mehr würdigen kann. Hans diskutiert mit, verzettelt sich und zieht sich rhetorisch wieder aus der Schlinge. Er ordnet sich Mylendonk innerlich und teils verbal unter weil dieser ja eine „Persönlichkeit“ ist. Chauchat beendet den Dialog indem sie darauf hinweist dass die anderen Gäste sich langweilen (es ist spät, die Leute sind sturzbetrunken (und haben geraucht – Lungenpatienten in einem geschlossenen Raum… Das wird aber nicht beleuchtet. Den Leuten war wohl nicht klar dass Rauch ungesund ist)).
860 bis 867:
Peeperkorn hält seine Gäste bis zwei Uhr nachts am Spieltisch. Dabei wird mit Essen und Alkohol geschlemmt. Schließlich geht das Gerücht Hofrat Behrens nähere sich im Gewaltmarsch und alle fliehen.
Nach gutem Zureden geleiten Hans und Chauchat den betrunkenen Peeperkorn auf sein Zimmer, obwohl das mit Behrens falscher Alarm war. Peeperkorn meint Hans soll Chauchat auf die Stirn küssen und sie ihn, aber Hans weigert sich und Chauchat verschwindet unterdessen in ihr Zimmer.
868-927:
Mynheer Peeperkorn (Des Weiteren)
Es gibt einen vorübergehenden Wechsel in der Erzählweise. Es wird zusammengefasst und vorausgedeutet. Peeperkorn bleibt bis zum Frühling. Wenn er Fieber hat, sitzt Hans am seinem Bett und redet mit ihm. Chauchat überwacht diese unliebsamen Gespräche und macht spitze Bemerkungen was Hans freut.
Unter Umständen machen alle Figuren die um Hans schwirren gegenseitige Bekanntschaft (Chauchat und Naphta mit dem Chauchat in vielen politisch philosophischen Punkten überein stimmt, während sie Settembrini nicht mag). Settembrini und Naphta mögen Peeperkorn nicht, weil er ihnen nicht gescheit genug ist mit seinen komischen Redebeiträgen, während Chauchat ein Peeperkorn-Fan ist.
Settembrini fragt Hans was er mit Peeperkorn will. Hans gibt zu dass Peeperkorn nicht besonders gescheit ist, aber etwas hat, mit dem er alle in die Tasche steckt und das will Hans studieren. Hans meint das ist eine Persönlichkeit, das hat etwas Mystisches.
Settembrini ist von der Ansicht nicht überzeugt und von dem Ansatz das zu studieren ebenfalls nicht. Hans vollendet ohne Verirren kluge Redebeiträge zu diesem Gespräch, was er früher noch nicht beherrschte.
Ich kann nur unzureichend zusammenfassen worum es in diesem Abschnitt geht. Bzw einfach nicht treffend.
Settembrini und Naphta diskutieren (Politik, Kirche) und währenddessen tötet die Persönlichkeit den Geist und die Spannung des Gesprächs. Als Peeperkorn dann noch auf einen Adler hinweist, ist es um das philosophische Gespräch ganz geschehen.
Hinterher sitzt Hans Castorp in der Halle und raucht eine Zigarette. Chauchat kommt dazu und meint er soll ihr Briefmarken geben, denn der Concierge ist nicht da. Hans meint er hat keine, an wen soll er denn Briefe schreiben, es habe mit dem Flachland praktisch gebrochen. Dann will sie wenigstens eine Zigarette und so rauchen die beiden eine zusammen. Chauchat ist ziemlich beleidigend, aber das macht Hans wie üblich nichts aus. Sie meint er sei so impertinent, selbst in seiner Verehrung und Unterwürfigkeit. Und verschlagen. Hans meint er habe auf sie gewartet in Berghof und sie meint dazu hat sie ihn nie ermuntert und sie hat es ihm nie erlaubt. Chauchat sagt Hans sei mit Peeperkorn befreundet um sich zu bereichern. Hans will wissen ob sie ihn liebt. Sie sagt er liebe sie so sehr und das scheint irgendwie das gleiche zu bedeuten. Jedenfalls könne sie sich nicht über Peeperkorns Gefühl hinwegsetzen. Chauchat fragt ob Hans und sie Freunde für Peeperkorn (sie fürchtet sich vor dem innerlichen Alleinsein mit Peeperkorn). Hans willigt ein. Chauchat gibt Hans einen „russischen Kuss“.
Hans besucht Peeperkorn. Die beiden unterhalten sich und Peeperkorn fragt ob Hans Chauchat liebt. Hans versucht sich raus zu drucksen, muss aber schließlich klare Antwort geben. Hans fechtet Peeperkorns Position mit Claudia nicht an und sie faseln etwas komisches Zeug über Frauen im allgemeinen als passive, reaktive Geschöpfe, die durch die Gefühle eines Mannes erweckt werden müssen. Schließlich schließen sie Freundschaft und Peeperkorn bietet Hans das Du an.
Mynheer Peeperkorn (Schluß)
Ein Wasserfall wird als Ausflugsziel anvisiert. Peeperkorn veranlasst ihn und so fahren sie mit 2 Kutschen alle hin. Peeperkorn, Chauchat, Ferge, Naphta, Wehsal, Hans, Settembrini. In der zweiten Kutsche sitzen zunächst nur Hans und Wehsal bevor Settembrini zusteigt. In dieser Zeit ereignet sich ein Gespräch. Wehsal redet über Chauchat und wie er sich nach ihr sehnt und stellt sich dabei als abstoßend vor und wird von Hans auch so genannt, wobei Hans meint er lege es bei dem Wie seines Geredes ja auch auf diese Wirkung an. Wehsal bezeichnet sein Gerede selbst als Winseln und erzählt wie er von Chauchat träumt und dass sie ihn in diesen Träumen am Ende immer Ohrfeigt oder anspuckt und er wacht auf voller Schande, Scham und Lust, die ihn bedecken (soll das heißen er hat einen Samenerguss bei solchen Träumen? Oder dass er sich darauf einen runterholt? Oder ist das weniger konkret gemeint?). Wehsal ist eine sehr merkwürdige Figur. Wehsal meint wenn man solche Gefühle hat, dann kann man nichts dagegen tun, dann hat es einen. Und ob nicht er auch ein Mensch und ein Mann sei. Und über fromme Liebe vs. fleischliche Liebe und dass das Fleisch sich nach Fleisch verzehrt, aber dass er eigentlich in Chauchats Seele verliebt sei, denn er liebe ihr Gesicht und Antlitzliebe sei Seelenliebe. Aber ihre Seele und ihr Leib wolle nichts von seiner wissen. Hans sagt schließlich Wehsal soll die Klappe halten und so schweigen die beiden bis Settembrini einsteigt.
Die Leute gehen zum Wasserfall und picknicken dort. Peeperkorn ist dagegen sich jenseits des Lärms des Naturschauspiels hinzusetzen. Er und Chauchat sitzen auf Stühlen, der Rest auf der Picknickdecke oder sonstwo. Peeperkorn und Chauchat benehmen sich also schon so ein bisschen wie König und Königin. Obwohl niemand ein Wort versteht hält Peeperkorn dann einen Vortrag.
In der Nacht lässt man Hans holen. Peeperkorn ist tot. Er hat sich mit einer Vorrichtung umgebracht, die Gift injiziert und einer Giftschlange nachempfunden ist von der Funktionsweise her. Deutlich früher im Buch hat Peeperkorn Hans ja schon mal zugelabert von einem Schlangengift, das sofort wirkt und welches die Chemie nicht abschließend erklären kann (in Bezug darauf wie genau es im Körper wirkt).
Chauchat fragt ob Peeperkorn von ihrer beider Torheit wusste (die komische Beziehung zwischen Hans und Chauchat) und Hans sagt ja, das hat er erraten und Hans hat es nicht verhehlen können. Hans verlässt das Zimmer.
GANZ KURZE HANDLUNGSZUSAMMENFASSUNG:
Strandspaziergang
Der Erzähler philosophiert über Zeit / Zeiterleben.
Mynheer Peeperkorn
Madame Chauchat reist mit Pieter Peeperkorn an. Ausführliche Beschreibung von Pieter.
Vingt et un
Chauchat spricht Hans an. Spielrunde mit Chauchat, Pieter, Hans und anderen Patienten und ein Gespräch über Genuss / Laster.
Mynheer Peeperkorn (Des Weiteren)
Alle Figuren, die um Hans schwirren, machen Bekanntschaft miteinander. Peeperkorn tötet mit seiner Persönlichkeit die Gespräche zwischen Naphta und Settembrini. Chauchat raucht mit Hans eine Zigarette, bietet ihm Freundschaft für Peeperkorn an und gibt ihm einen russischen Kuss auf den Mund. Hand redet mit Peeperkorn und gesteht dass er Chauchat liebt. Peeperkorn bietet Hans freundschaftlich das Du an.
Mynheer Peeperkorn (Schluß)
Wasserfall als Ausflugsziel bei dem alle dabei sind (Chauchat, Peeperkorn, Ferge, Naphta, Settembrini, Wehsal, Hans). Auf dem Hinweg reden Wehsal und Hans über Chauchat und Wehsals Statements sind ziemlich schräg. Beim Wasserfall hält Peeperkorn eine Rede, die wegen der Lautstärke keiner versteht. In der Nacht suizidiert Peeperkorn sich mit einer einer Giftschlange nachempfundenen Vorrichtung.
Was kommt noch?
Der große Stumpfsinn, Fülle des Wohllauts, Fragwürdigstes, Die große Gereiztheit, Der Donnerschlag.
Schreib mir wie immer gern deine Meinung
Bis dann
Gedankenpilze
Ein Kommentar zu „Kap 7-I, Der Zauberberg (Thomas Mann), Zusammenfassung und Lese-eindrücke“