Moin, Leser!
Heute wieder ein gesellschafts-politisch angetretener Beitrag:
Warum (manche muslimische Frauen) Kopftuch tragen
Stand 10.7.20: Vor kurzem habe ich das Hörbuch „Rassismus schwarz weiß“ gehört – weil die Black Lives Matter Bewegung in den USA verursacht hat, dass meine angestammten BooktuberInnen, denen ich folge, versucht haben, etwas dazu zu sagen. Alle weiß, alle Anfänger. Als ich dann das Hörbuch in meiner App sah, dachte ich „ich muss mich auch weiterbilden“.
Das Hörbuch („Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten“ von Alice Hasters) hat meine Welt aus den Angeln gehoben! Meine Rezension und Eindrücke findest du durch die Schlagworte „Rassismus Lesetagebuch“ / „Alice Hasters“.
Aber das Buch hat noch etwas anderes in mir losgetreten, das schon lange in mir geschlummert hat – meine Verwirrung über die Kopftuch-debatte in Deutschland. Ich habe mich gefragt: Stimmt es, dass Frauen die ein Kopftuch tragen, von Männern unterdrückt werden?
Natürlich war mir auch zu dem Zeitpunkt schon klar, dass das eigentlich nicht sein kann. Von den beiden Frauen die ich im echten Leben getroffen habe, die ein Kopftuch tragen, wirkte keine so, als würde sie sich unterdrücken lassen und beide machten klar dass sie es freiwillig trugen.
Über mein Gespräch mit einer dieser Frauen habe ich schon mal berichtet. Sie erzählte mir wie sie früher und zum Zeitpunkt des Gesprächs immer wieder Diskriminierung erfahren hat – zum Teil wegen des Migrationshintergrundes in ihrer Familie, zum Teil weil sie Muslima ist und zum Teil wegen dem Kopftuch. Damals hat mich das schockiert und ich habe es im Gespräch damit verglichen dass manche Menschen sich gothic Sachen anziehen. Warum sie eines trägt, habe ich mich leider nicht zu fragen getraut. Ich habe Angst Menschen das Gefühl zu geben, sie nicht zu akzeptieren, wenn ich so etwas frage.
Das Buch über Rassismus – der sich auf Rassismus zwischen schwarzen und weißen Menschen beschränkt – hat mich aber an diesen Konflikt mit mir selbst erinnert.
Ich habe angefangen im Internet nach Statements von Frauen zu suchen, die ein Kopftuch tragen und mir wurde schnell klar: Es gibt viele Gründe dafür warum sich eine Muslima dafür oder dagegen entscheidet. Und die wenigsten (!) Frauen tun es wegen Zwang oder Unterdrückung. Ganz im Gegenteil.
Danach habe ich nach einem Buch gesucht, in dem das erklärt wird und nur 2 soziologische Fachbücher dazu gefunden oder Bücher die das Kopftuch kritisieren. Das war nicht wirklich das, was ich gesucht habe. Ich wollte es auf einer menschlichen Ebene verstehen, auf einer Gefühlsebene.
Also bleibt meine Ressource das Internet. Wobei ich darauf achte, von wem die Statements kommen. Ich möchte zuhören und verstehen.
Falls ich nicht die einzige bin, die dieses Thema beschäftigt:
Hier sammle ich Links zu dem Thema die mir weitergeholfen haben
„Das Kopftuch ist und bleibt ein Reizthema. Seit zwanzig Jahren wird in Deutschland darüber diskutiert. Manchmal scheint es so, als ginge es kaum voran. Nun will Niedersachsen das Kopftuch für Richterinnen verbieten. Ist das angemessen? Darüber spricht Wolfgang Reinbold mit der Islamischen Theologin Hamideh Mohagheghi vom Zentrum für Komparative Theologie der Universität Paderborn. —————————— Seriöse interreligiöse Diskussion, leicht zugänglich und ohne die Formatzwänge des Unterhaltungsfernsehens, das ist die Grundidee von Religionen im Gespräch.“:
Kommentar von mir: Ein Video in dem eine erfahrene Frau erklärt, was das Kopftuch ist und was es nicht ist.
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Akademiker Talk mit Kübra Gümüşay darüber wie man die öffentliche(n) Debatte entgiften kann und produktiv miteinander reden – bei SRF Sternstunde (sowieso ein tolles Format):
(„Die Sternstunde-Gäste Kübra Gümüşay und Bernhard Pörksen suchen nach Auswegen aus der Polarisierungsfalle. Daran krankt die öffentliche Diskussion. Es brauche mehr Empathie und Wertschätzung mit der Bereitschaft zum Streit und zur klärenden Konfrontation.“)
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Ist der Islam eine gewalttätige Religion? Wie ist es ein Kopftuch zu tragen und warum tun manche Muslima das? Eigene Vorurteile erkennen. Sehr stark durch die Brille von nicht-muslimischen Deutschen betrachtet. Eine PULS Reportage:
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Dumm gefragt – warum tragt ihr Kopftuch? Etwas reißerisch und oberflächlich, aber für mich war es auch informativ
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Persönliche Positiv-Statements von Kopftuch tragenden Muslima in Deutschland – u.a. das Kopftuch als feministisches Werkzeug:
https://www1.wdr.de/nachrichten/wdrforyou/deutsch/dokuundnews/kolumne-leben-mit-kopftuch-de-100.html
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Kübra Gümüşay über islamischen Feminismus auf der re:publica
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Kübra Gümüşay über „Organized Love“ im TED-Talk. Über Hass im Netz, darüber eine „intellektuelle Putzfrau“ zu sein … Und darüber welche Idee sie hat, um nicht nur darauf zu reagieren was Menschen von sich geben, die nur angreifen. Die öffentlichen Debatten sollten sich nicht darauf beschränken, auf Hass zu antworten und die Diskussion darf sich nicht von Hass bestimmen lassen. Es sollte einen Raum geben in dem man respektvoll über Themen reden kann, in denen man sich uneinig ist. Es sollte Raum geben für produktiven Dialog
Hinterlass mir wie immer gerne deine Meinung und Gedanken
Bis dann,
Gedankenpilze