Moin, Leser!
Ich starte hiermit eine Serie von Blogbeiträgen die eigenlich ein Lesetagebuch sind zu dem Buch „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“ von Alice Hasters. Ich versuche in meinen Beiträgen Inhalte aufzugreifen und in kleine Häppchen zu teilen. Bei so einem aufwühlenden Thema habe ich eben viel dazu zu sagen… O:-)
Ich werde die Beiträge nummerieren (LT1, LT2 usw). Außerdem kannst du die anderen Beiträge über das Schlagwort „Rassismus Lesetagebuch“ finden.
Wenn ich etwas falsch formuliere oder verletzend bin, dann weis mich bitte darauf hin. Ich stehe bei dieser Reise der Weiterbildung noch am Anfang.
Hinterlass mir gerne deine Gedanken
LG
Gedankenpilze
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Ich habe bislang kaum etwas von dem Buch erfasst und trotzdem ist die Informationsdichte bereits so hoch, dass ich etwas dazu sagen möchte.
Ich selbst bin weiß und habe nie Erfahrungen mit Rassismus gemacht. Bis vor einem Jahr dachte ich tatsächlich es gäbe in Deutschland gar keinen Rassismus. Inzwischen weiß ich, wie falsch ich liege. Man muss eher sagen: Weißen Mittelstand Menschen wie mir fällt der tägliche Rassismus gar nicht auf, weil wir nicht die Empfänger sind.
Dann das Wort: Rassismus – die Autorin beschreibt wie extrem die Leute auf das Wort Rassismus reagieren und das sehe ich auch so. Erst wenn wir die Angst vor diesem Wort verlieren, können wir produktiv über das Thema reden. Und es gibt viel zu reden.
Mit Rassismus ist nicht nur seine extreme Form gemeint – rechtsradikale Idioten, die Gewalt ausüben oder schreckliche Dinge propagieren. Mit Rassismus sind auch Zuschreibungen gemeint, die nicht einmal negativ gemeint sein müssen. Unbedachte kleine Handlungen, die den Akteuren bedeutungslos vorkommen, aber in der Masse der Details eine verheerende Wirkung haben. Denn wir müssen bedenken: Die Empfänger von rassistischen Vorkommnissen erleben ihr ganzes Leben lang diese kleinen Details. Sie sind mit einer Masse an Details konfrontiert und nehmen sie dadurch wahr. Im Gegensatz zu den Tätern. Für die Empfänger / Opfer ist das eine ständige Erinnerung daran dass sie anders behandelt oder gesehen werden als weiße Menschen. Was definitiv nicht in Ordnung ist.
Und wie können weiße Menschen sich überhaupt ein Urteil erlauben, ob eine Kleinigkeit zu klein ist, um benannt zu werden? Das ist ein bisschen so, als wenn Landtiere die Aussagen von Wassertieren übers Schwimmen anzweifeln. Wir haben doch keine Ahnung.
Und ich hoffe sehr, dass ich mit diesem Beitrag nicht selbst aus Versehen rassistisch bin. Das ist nicht meine Absicht.
Bis heute sind alle Menschen in Deutschland, die nicht weiß sind, systemisch benachteiligt – bei der Wohnungssuche, bei der Jobsuche etc.
Summa sumarum: Der Rassismus ist so tief im System drin, weil er seit Jahrhunderten stattfindet, dass fast jeder rassistische Handlungen durchführt – auch ohne das zu wissen. Also sind wir alle Rassisten?
Ich erhoffe mir durch das Buch einen besseren Eindruck davon zu bekommen was rassistisch ist und was nicht und im Endeffekt meine eigenen Handlungen noch besser reflektieren zu können. Es kann doch einfach nicht sein, dass das Aussehen so eine große Rolle dabei spielt was im Leben eines Menschen abläuft.
Meine persönliche Anmerkung: Biologisch betrachtet gibt es bei Menschen keine „Rassen“, denn der genetische Unterschied, der das Aussehen verändert, ist kleiner als die genetischen Unterschiede zwischen Individuen einer Population mit gleichem Aussehen. Der Begriff Rassismus ist an sich also schon sehr irreführend.